Das Wolf Science Center bei Wien: Die faszinierenden Unterschiede zwischen Wolf und Haushund

by Sabine Loh
Wolf Science Center

Nur wenige Autostunden von Wien entfernt befindet sich ein einzigartiges Forschungszentrum, das sich der Erforschung eines der faszinierendsten Rätsel der Evolution widmet: dem Verhältnis zwischen Wolf und Haushund. Das Wolf Science Center (WSC) (https://www.wolfscience.at/) in Ernstbrunn ist nicht nur ein Ort, an dem Wölfe und Hunde unter wissenschaftlichen Bedingungen beobachtet werden, sondern auch ein Zentrum, das Besucher*innen die Möglichkeit bietet, diese beeindruckenden Tiere aus nächster Nähe zu erleben.

Wölfe und Hunde: Gleiche Wurzeln, unterschiedliche Wege

Der Haushund (Canis lupus familiaris) stammt direkt vom Wolf (Canis lupus) ab, doch ihre Entwicklung hat sie in sehr unterschiedliche Richtungen geführt. Während der Wolf seit Jahrtausenden in der Wildnis lebt, ist der Hund ein Begleiter des Menschen geworden. Doch was bedeutet das genau?

  1. Sozialverhalten:
    • Wölfe leben in eng strukturierten Familienverbänden, in denen Kooperation und gemeinsame Jagd eine zentrale Rolle spielen. Innerhalb des Rudels gibt es klare Regeln und eine komplexe Kommunikation.
    • Haushunde hingegen haben sich an das Leben mit Menschen angepasst. Ihre soziale Bindung richtet sich nicht primär an Artgenossen, sondern an den Menschen.
  2. Kommunikation:
    • Wölfe sind Meister der nonverbalen Kommunikation. Sie nutzen eine Vielzahl von Körperhaltungen, Mimik und Lauten, um sich zu verständigen.
    • Haushunde haben ihre Kommunikation verändert, um besser mit Menschen zu interagieren. Sie können menschliche Gesten interpretieren und haben sich in ihrer Lautsprache weiterentwickelt – das Bellen etwa ist eine für den Wolf untypische Verhaltensweise.
  3. Kooperation und Intelligenz:
    • Wölfe sind wahre Teamplayer und müssen bei der Jagd eng zusammenarbeiten. In Experimenten des WSC zeigt sich, dass Wölfe bei kooperativen Aufgaben oft geschickter agieren als Hunde.
    • Hunde dagegen haben sich darauf spezialisiert, mit Menschen zu kooperieren. Sie sind geübt darin, unsere Anweisungen zu verstehen und zu befolgen, selbst wenn sie dabei weniger Eigeninitiative zeigen als Wölfe.
  4. Ernährung und Jagdverhalten:
    • Wölfe sind anspruchsvolle Jäger, die ihre Beute strategisch erlegen. Ihre Ernährung besteht fast ausschließlich aus Fleisch.
    • Hunde haben sich an eine abwechslungsreichere Nahrung angepasst. Durch die Domestikation können sie auch pflanzliche Bestandteile gut verwerten.

Das Wolf Science Center: Einblicke in die Forschung

Das WSC bietet Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, das Verhalten von Wölfen und Hunden direkt zu vergleichen. Dabei leben die Tiere unter ähnlichen Bedingungen und werden gleichermaßen trainiert. So können Unterschiede nicht auf Umweltfaktoren, sondern auf ihre genetische Entwicklung zurückgeführt werden.

Besucher*innen können im Rahmen von Führungen oder speziellen Programmen die Tiere beobachten und mehr über die neuesten Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung erfahren. Wer sich für die enge Verbindung zwischen Mensch, Hund und Wolf interessiert, findet hier eine einmalige Gelegenheit, die Evolution hautnah zu erleben.

Zwei verwandte, aber sehr unterschiedliche Spezies

Obwohl Haushunde und Wölfe denselben Vorfahren haben, hat ihre Entwicklung sie in ganz verschiedene Richtungen geführt. Während Wölfe ihre Wildnisfähigkeiten bewahrt haben, sind Hunde Meister der Mensch-Tier-Interaktion geworden. Das Wolf Science Center zeigt eindrucksvoll, wie sich diese Unterschiede in Verhalten, Kommunikation und Intelligenz manifestieren. Ein Besuch lohnt sich – nicht nur für Hundefreunde, sondern für alle, die die Natur und ihre Wunder besser verstehen möchten.

Wenn Ihr das Wolf Science Center unterstützen wollt, schaut doch mal hier.

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